Polyvalente Zivilschützer von zentraler Bedeutung

Die Zivilschutzorganisation GlaStaWei zählt zu den kleinsten Einheiten innerhalb des Kantons Zürich. Bei einem Ernstfall ist es deshalb umso wichtiger, dass sämtliche Einsatzkräfte polyvalent auch in anderen als ihren ursprünglichen Aufgabengebieten eingesetzt werden können. An einer eigens dafür angelegten Übung vom 3. September 2021 wurde dies getestet. Im Rahmen eines Postenlaufes, welcher sich über das gesamte Glattfelder Gemeindegebiet verteilte, mussten sämtliche Zivilschützer in Gruppen folgende Aufgaben bewältigen:

  • Erste Hilfe nach Autounfall
  • Betreuungs-Sammelstelle einrichten (Aufbau Zelt, Einrichtung, Registrierung)
  • Aufbau einer mobilen Funkantenne
  • Funkübung mit Polycom-Geräten
  • Inbetriebnahme Beleuchtung mit Aggregat
  • Hochziehen eines Baumes mit entsprechenden Einsatzgeräten

Die Übung wurde im Rahmen eines Wettkampfes so ausgelegt, dass jene Gruppe, welche den Parcours am schnellsten und qualitativ besten absolviert hat, zuerst aus dem Dienst entlassen wurde, während die Letzten für die Retablierung des Materials verantwortlich waren.

In der darauffolgenden Woche fand am Dienstag & Mittwoch, 7./8. September 2021 ein WK statt der Pioniere und Stabsassistenten. Folgende Tätigkeiten wurden ausgeführt:

  • Instandstellung Rheinweg unterhalb Kraftwerk Eglisau-Glattfelden (durch Hangrutsch nicht mehr begehbar gewesen)
  • Instandstellung Wanderweg beim Eisenbahn-Viadukt Zweidlen
  • Erstellung von zwei Holzbänken für abtretende Kadermitglieder
  • Leitungsbau vom OKP Eichhölzli zum Schulhaus Hof (Notfalltreffpunkt)
  • Aufbau einer mobilen Antenne zur Funkverstärkung
  • Besichtigung und Erläuterungen zu Notfalltreffpunkten seitens Kernstab
  • Mittagessen sowie Znüni für sämtliche Einheiten an allen Diensttagen

Mit 70 Jahren ist Schluss – Ein Zivilschutz-Urgestein tritt ab

43 Jahre alt war Alfred „Fredi“ Gut im Jahr 1995, als er im Anschluss an seinen Militärdienst in den Zivilschutz der Gemeinde Glattfelden eingeteilt wurde. Er hätte bis 50 Dienst leisten müssen, blieb aber dem Zivilschutz um einiges länger erhalten. Mit bald 70 Jahren leitet er als Chef Kulturgüterschutz seinen letzten Einsatz-WK.

Zuerst kompletter Militärdienst, dann 27 Jahre Zivilschutz

Während heute die obligatorische Dienstpflicht spätestens mit 40 Jahren endet, wurden bis Ende der 90er-Jahre Männer nach ihrer Militär-Dienstpflicht bis zum 50. Altersjahr noch für den Zivilschutz aufgeboten. Dies war auch der Einstieg für Fredi Gut, welcher sich zunächst als Schutzraumverantwortlicher um die Zuteilungsplanung (ZUPLA) der Einwohner auf die Schutzräume gekümmert hat. Die Einteilung war nicht zufällig: „Mein Vater war im Zivilschutz bereits Blockchef-Ausbildner und meine Mutter Sanitätsinstruktorin. Ausserdem war ich bereits seit meinem 18. Altersjahr Mitglied der Feuerwehr und zu diesem Zeitpunkt Offizier“, so Gut. Mit 50 Jahren war aber keineswegs Schluss, zu viel Spass bereitete dem ehemals selbständigen Architekten die Abwechslung im Zivilschutz-Tenü. Bis 2008 war er als Dienstchef Betreuung tätig, ohne dabei dafür eine spezifische Ausbildung im Zivilschutz absolviert zu haben. „Aufgrund meiner Offiziers-Tätigkeit und Erfahrung war dies dannzumal noch nicht zwingend“.

Von der Betreuung zum Kulturgüterschutz  

Einen grossen und wertvollen Beitrag leistete Gut auch beim Zusammenschluss zum Sicherheitszweckverband Glattfelden-Stadel-Weiach im Jahr 1998. Durch seine Orts- und Fachkenntnisse als ehemaliger Feuerwehr-Offizier und Zugführer im Zivilschutz konnte er mit seinen Erfahrungen wesentlich zum erfolgreichen Zusammenschluss beitragen.

Im Jahr 2009 ergab ihm sich dann die Möglichkeit, sich nochmals in ein anderes Fachgebiet zu vertiefen – er übernahm als Zugführer die Geschicke des Kulturgüterschutzes (KGS). Ein Gebiet, welches er mit viel persönlichem Herzblut geführt hat und woraus auch persönliche Kontakte entstanden sind. „Mit dem Archivar des Saastals, welchen ich während dem überörtlichen WK 2009 im Wallis kennengelernt habe, verbinde ich heute noch einen freundschaftlichen Gedankenaustausch.“

Zivilschutz ist eine Herzensangelegenheit

Nach 235 Diensttagen, 27 Dienstjahren und knapp 70 Altersjahren ist nun Schluss, die Militärversicherung sieht eine diesbezügliche Altersbeschränkung vor. Während der letzten Diensttage widmete sich das Team des Kulturgüterschutzes zusammen mit Fredi Gut um den Unterhalt der Relikte aus der Zeit der Wässerwiesen in Glattfelden. Ein wichtiges Anliegen, welches Gut auch nach seiner Dienstpflicht weiterverfolgen wird: „Ich bin Mitglied des Vereins Wässerwiesen und habe in meiner Kindheit bereits meinem Grossvater bei der Bewässerung aktiv mitgeholfen. Ich werde mich weiterhin für den Schutz und Erhalt der Kulturgüter in unserer Umgebung einsetzen.“