Wässerwiesen: Der Zivilschutz dokumentiert ein Glattfelder Kulturgut

Rund 50 Jahre liegen zurück, als die Bauern aufgehört haben, ihre Wässerwiesen entlang der Glatt in Glattfelden mittels Wuhren (Wehreinrichtung, um Wasser von der Glatt in einen Wässerungsgraben abzuleiten) zu bewässern. Der Wuhrmeister jedes Gebietes war zuständig dafür, dass die Bauern seiner Genossenschaft in der für sie vorgesehenen Zeitperiode mittels öffnen oder schliessen der Schieber mit Wasser beliefert wurden. Das Hochwasser 1968 sowie die zunehmende Wasserverschmutzung führten zum Verschwinden der Wässerwiesen. Heute wird in der Schweiz hauptsächlich noch im Wallis auf diese Weise bewässert, dort werden die Kanäle Suonen genannt.

Der Verein Wässerwiesen engagiert sich seit geraumer Zeit für die Dokumentation der Wässerwiesen in Glattfelden. Teile davon sind noch erhalten im Abschnitt Kirchenwuhr nach der gedeckten Holzbrücke Richtung Schachen. An zwei verschiedenen Standorten legten Pioniere und Spezialisten des Kulturgüterschutzes die Relikte aus alter Zeit frei, indem sie diese von Geröll, Holz, Moos und Laub befreiten und reinigten. Der Kulturgüterschutz unter der Leitung von Alfred „Fredi“ Gut dokumentierte danach mittels Fotos, Skizzen und Plänen den Zustand der ehemaligen Bewässerungsanlagen. Die bestehende Dokumentation aus den Jahren 1946/47, eine umfassende Seminararbeit einer Studentin zu den Wässerwiesen in Glattfelden, wurde bereits gescannt, so dass diese auch bei einem Verlust elektronisch noch vorhanden ist. Fredi Gut, welcher sich schon länger auch privat für die Dokumentation der Wässerwiesen engagiert: „Dies ist eine typische Aufgabe des Kulturgüterschutzes, dessen Wert oftmals erst im hoffentlich nicht eintretenden Fall erkannt wird, wenn ein Kulturgut beschädigt oder entfernt wird“. Gerade darum ist der Kulturgüterschutz, obwohl nicht sehr oft über ihn berichtet wird, ein wichtiger Bestandteil der Zivilschutzorganisation. In früheren Jahren wurden in Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege alle vier Kirchen im Zweckverbandsgebiet sowie das Ortsmuseum Weiach dokumentiert.

Neue Grillstelle am Rhein
Auch am anderen grösseren Gewässer im Verbandsgebiet wurde tatkräftig gearbeitet. Bei der Einmündung des Dorfbachs Weiach in den Rhein standen Holzerarbeiten im Vordergrund. In Ufernähe mussten übereinander liegende zuvor gefällte Bäume entastet und zersägt werden. Aus diesem Holz erstellten die Zivilschützer Tisch und Bänke sowie einen Unterstand, welcher mit dem restlichen Holz gefüllt wurde. Eine anspruchsvolle wie auch interessante Aufgabe, welche die Pioniere mit grosser Einsatzbereitschaft in Angriff nahmen. Auf das Resultat dürfen sie stolz sein, so liegt die Grillstelle an attraktiver Lage am Wanderweg der Rhein entlang zwischen Zweidlen und Kaiserstuhl. Auch in Windlach wurde mit Hochdruck gearbeitet. Bei der durch die ehemalige Zivilgemeinde Windlach erbauten Waldhütte im Sali konnten die Einsatzkräfte eine Trockenmauer erstellen sowie den Spielplatz verschönern. Insgesamt 10 Kubik Holzschnitzel wurden zum grossen Teil mittels Garetten transportiert und verteilt, eine schweisstreibende Angelegenheit. Zudem wurde vor dem Grillplatz das Geländer ersetzt.

Gute Zusammenarbeit mit Pflegeheimen vertieft Die Kooperation mit den Pflegeheimen ist für die Betreuer von zentraler Bedeutung. Auch am diesjährigen Wiederholungskurs begleiteten die Zivilschützer Bewohnerinnen und Bewohner an Ausflüge. Dieses Jahr zum Beispiel ins Naturzentrum Thurauen nach Flaach oder zur Jucker Farm in Seegräben. Solche Ausflüge werden auf Initiative des Zivilschutzes organisiert und finden grossen Anklang, da die Ressourcen der Pflegeheime beschränkt sind. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern steht die Freude ins Gesicht geschrieben, nicht nur bei älteren Damen, welche sich auf die „jungen“ Zivilschützer freuen. Aber auch vor Ort im Pflegeheim zur Heimat in Stadel waren die Betreuer tätig. Während einige bei bestem Spätsommerwetter die Bewohner beim Spaziergang begleiteten, lasen andere aus Büchern vor oder spielten mit ihnen Karten. Die Arbeit mit und in den Pflegeheimen ist ein wesentlicher Bestandteil der Tätigkeiten der Betreuer, sie sind aber auch verantwortlich für die Sanität innerhalb des Zivilschutzes und führten für die Pioniere eine wichtige und lehrreiche Schulung über lebensrettende Sofortmassnahmen durch.

Ausgezeichnete Verköstigung Bestnoten verdiente sich einmal mehr die Küchenmannschaft. Sie sorgten mit Kalbsvoressen mit Spätzli und Bohnen am Donnerstag sowie Rindsschmorbraten mit Kartoffelstock und gemischtem Gemüse am Freitag für rundum zufriedene Gesichter. Auch das Dessert durfte nicht fehlen. Die selbst zubereiteten Aprikosenschnitten und die Caramelcrème waren im Nu weg. Eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten stellte dabei der Transport zu den beiden Arbeitsplätzen der Pioniere in Weiach und Windlach dar. Überhaupt ist die Logistik im Hintergrund unerlässlich. Sie stellt sicher, dass Fahrzeuge zur Verfügung stehen, das Material gewartet ist und der Bestand aktuell ist. An diesem WK wurden sämtliche Materiallisten auf den neusten Stand gebracht. Auch der Kernstab, der zivile Führungsstab bei ausserordentlichen Lagen, hat sich und die vom Zivilschutz ausgebildeten Stabsassistenten mit Theorie und Übungen geschult. Dieses Jahr stand im Fokus, auch ausserhalb der gewohnten Räumlichkeiten in den Zivilschutzanlagen einen mobilen Führungsstandort aufzubauen.

Die erledigten Arbeiten und Aufträge zeigen, dass die Zusammenarbeit innerhalb des Zivilschutzes, aber auch mit Partnern wie Gemeinden und Pflegeheimen, sehr gut funktioniert. Nur so konnte der Zivilschutz mit den rund 55 eingerückten Dienstpflichtigen an diesem Herbst-WK wiederum interessante und spannende Arbeiten zugunsten der Bevölkerung erledigen.

Oliver Schwaiger / Chef Info ZSO GlaStaWei / 30.09.2016